Rheinzabern hat eine Weltmeisterin !!!

Was für ein Sommer für Messane Bräutigam: Im Juli wird sie Europameisterin in der Mannschaftsverfolgung, im August dann doppelte Deutsche Meisterin und nun krönt sie sich zur Weltmeisterin bei der Bahn WM im fernen China! Was für ein wahnsinniger Erfolg für sie, unseren Verein und natürlich für den Deutschen Verband.

Nach rund 40 Stunden Reise war Messane am vorvergangenen Wochenende in der Hitze von Luoyang angekommen. Die Reisegruppe bestand nur aus einer weiteren Sportlerin und dem Bundestrainer aber dennoch waren alle drei gut gelaunt und konnten auch die Kultur und das Leben in China etwas näher kennenlernen. Im Mittelpunkt stand aber dennoch die Anpassung an die Zeitumstellung, die Akklimatisierung an die Hitze, die auch nachts nicht nachzulassen schien, und natürlich die Vorbereitung auf den großen Höhepunkt, dem Madison oder auch Zweiermannschaftsfahren am Sonntag. Auf dem Weg dahin nahmen die beiden Sportlerinnen noch an anderen Disziplinen teil. So startete Messane am Donnerstag beim Ausscheidungsfahren, was zu einem wahren Krimi mutieren sollte. Schon zuvor gab es schwere Stürze bei den Rennen der männlichen Junioren und so wurde der Zeitplan um 90 Minuten nach hinten verschoben. Auch im Ausscheidungsfahren von Messane gab es Stürze – hier sind auch Nationen vertreten, deren Fahrer/innen nicht über die internationale Erfahrung verfügen -, aber Messane hielt sich schadlos und war immer ganz vorn zu sehen. Beim Ausscheidungsfahren muss, wie der Name es verrät, immer eine Fahrerin das Rennen beenden. Das passiert alle 2 Runden und bei mehr als 20 Starterinnen sind das schon mal fast 45 Runden. Während den Unterbrechungen fahren die Sportlerinnen weiter auf der Bahn, sodass auch hier noch Kilometer zusammen kamen. Weiterhin waren sich die Kampfrichter nicht immer einig und es gab oft eine “No decision”, also niemand scheidet aus und so wird das Rennen einfach fortgesetzt. Am Ende kam Messane auf fast 70 Runden, bei rund 50km/h Durchschnittstempo.

Zu Beginn ist es beim Ausscheidungsfahren sehr wichtig, sich nicht in die hinteren Plätze zurückdrängen zu lassen, denn bei den vielen Sportlerinnen auf der Bahn ist es dann schwierig wieder nach vorn zu kommen. Auch die ein oder andere Mitfavoritin war davon betroffen und musste das Rennen beenden oder mit viel Kraftaufwand sich wieder in Position bringen. Messane hielt sich aus all dem heraus und als nur noch 8 Fahrerinnen im Spiel waren, zog sie noch einmal unwiderstehlich das Tempo herauf. Beim Kampf um das Podium war es noch einmal eng, aber danach gab die Konkurrentin schon fast auf und so konnte unsere Fahrerin schon vor der Ziellinie feiern. Nach dem Ausfahren wartete schon ihre Teamkollegin und der Bundestrainer und zusammen feierte das Mini-Team diesen herausragenden Erfolg. Überwältigt von ihrem Gefühlen musste sich auch Messane erst einmal sammeln, nahm sich aber die Zeit, noch einmal – mit der deutschen Fahne um die Schultern – in die Kamera zu winken. Der große Moment kam dann etwas später, als ihr bei der Siegerehrung das heißbegehrte Regenbogentrikot übergestreift wurde.

Aber das war ja noch nicht alles. Zunächst holte sich ihre Partnerin Judith Rottmann beim Punktefahren die Bronzemedaille und das abschließende Madisonrennen sollte dann den krönenden Abschluss bilden. Die beiden Deutschen standen also hochmotiviert am Start und dann kam das Pech ins Spiel und Glück hatten sie auch keines. Im ersten Drittel war einfach nichts zu machen, kaum etwas klappte und es dauert eine Weile, bis die ersten Punkte auf dem Konto waren. Die Medaillenränge waren erst einmal weit entfernt, aber dann setzte Messane zu einem Antritt an und nur Großbritannien konnte folgen. Gemeinsam mit dem Team von der Insel baute Deutschland den Vorsprung immer weiter aus und konnte nach wenigen Runden die gesamte Konkurrenz überrunden. Mit diesem “Rundengewinn” und den dadurch erworbenen 20 Punkten schoben sich die beiden jungen Deutschen auf den Silberrang vor und verteidigten diesen bis zum Schluss. Somit holte die kleine Delegation einen kompletten Medaillensatz zurück nach Hause, wo mit Sicherheit viele Gratulanten auf die beiden warten.

Der RSV Rheinzabern ist mächtig stolz auf seine Fahrerin, die bereits seit 12 Jahren (!) in unserem Trikot unterwegs ist und jedes Jahr ein Stück weiter voran gegangen ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Nationalverband sie für die anstehenden Europa- und Weltmeisterschaften in Hasselt bzw. Zürich vorgesehen hat. Dort drücken wir ihr alle Daumen und hoffen auf weitere Erfolge.

In Deutschland geht die Saison derweil weiter und unsere zweite große Hoffnung bei den Damen kommt immer besser in Schwung. Hannah Franziska Brand fuhr am Wochenende gleich zwei Rennen der nationalen Sichtungsserie, beide ausgetragen im “Windschatten” der Deutschland-Tour, die auch 2024 in Süddeutschland Station machte. So ging es am Samstag in Villingen-Schwenningen rund und die deutschen Starter mussten sich der Überlegenheit der Italienerinnen, die auf Einladung als Gastfahrerinnen teilnehmen, geschlagen geben. Hannah schafft es dennoch als beste Deutsche auf den 4. Platz und den 9. Platz. Damit zeigte sie sich wieder ganz vorne im Feld der jungen Damen und bereitet sich gerade auf die anstehende Deutsche Meisterschaft im Zeitfahren vor.

Deutsche Meisterschaften mit Glück und Pech

Ende Juni sind im Radsport die Höhepunkte dicht an dicht im Kalender, denn pünktlich zum Start der Tour de France werden die nationalen Meisterschaften ausgetragen. Für unsere Sportler galt es also die lange Vorbereitung optimal zu nutzen. Die Anfahrt war zum Glück nicht allzu lang, denn dieses Jahr fanden die Meisterschaften im Schwarzwald rund um Bad Dürrheim statt. Dort wurde das ganz große Rad gedreht, denn erstmals waren alle Rennklassen von der U15 bis zu den Erwachsenen an einem Wochenende auf der Straße. So kam es, dass ganz selbstverständlich die World-Tour-Profis neben den Nachwuchsfahrern parkten und alle Ehrungen wurden auf der großen Bühne durchgeführt. Das gab den jungen Sportlern und Sportlerinnen natürlich noch einmal mehr Schwung, aber beim Blick auf die Wetterlage war der zu mindestens teilweise wieder verschwunden.

Los ging es am Samstag mit Messane Bräutigam im Rennen der U19. Sie fuhr sofort aktiv ganz vorne mit und war im Feld gut platziert. Gegen die drei besten Kletterinnen war aber leider kein Kraut gewachsen und so blieb es bei der Holzmedaille, also Rang 4, für Messane nach einem schweren Rennen mit vielen Höhenmetern und einem Wolkenguss in der letzten Runde. Noch schlimmer erwischte es anschließend Hannah Franziska Brand, die schon im strömenden Regen starten musste und es sollte auch nicht so richtig besser werden. Für sie reichte es in der U17 zu Platz 9. Gleichzeitig kämpften die jungen Herren der U17 gegen den Regen und den böigen Wind. Auch hier waren am Ende die besten Kletterer ganz vorne. Unsere Starter Julius Thomas und Pavlo Otmorsky kamen auf die Plätze 25 und 82 in Ziel uns mussten sich anschließend erst einmal aufwärmen. Bei so manchem Crossrennen im Herbst waren die Temperaturen höher als am Samstag, aber schon nach kurzer Zeit konnten alle Fahrer wieder Lächeln.

Tags darauf zeigte sich der Sommer von seiner besseren Seite. Der Himmel nur leicht bewölkt und somit beste Bedingungen für das Rennen der U15 mit unseren beiden Startern Lasse Delius und Linus Sturm – für beide die jeweils erste Deutsche Meisterschaft auf der Straße. Hier ging es von Beginn an zur Sache und der selektive Kurs sorgte für eine Aufsplitterung der Fahrer in viele kleine Gruppen. Lasse schaffte es mit letzter Kraft, sich an Gruppe 2 festzukrallen und wurde 14. Linus kämpfte sich in der 3. Gruppe durch das schwere Rennen und belegte den 22. Platz.

Für alle Sportler ging somit ein aufregendes Wochenende zu Ende und gleichzeitig ist die erste Hälfte der Saison geschafft. Auch wenn es bei der Meisterschaft nicht zu den Plätzen ganz vorne gereicht hat, so blickt der Verein auf eine sehr gute Entwicklung in 2024 zurück. Alle RennfahrerInnen haben sich weiterentwickelt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie sich wieder bei den Siegerehrungen zeigen werden.

Eine tolle Nachricht gab es ja am Wochenende vor der Straßenmeisterschaft, denn Messane Bräutigam ging auf weite Reise in das Erzgebirge. Dort stand zunächst ein Lehrgang der Nationalmannschaft auf dem Plan, der direkt in der Meisterschaft im Zeitfahren endete. Hier galt Messane als eine der Favoritinnen und dementsprechend nervös war sie vor dem Start. Das legte sich aber recht schnell und so rauschte sie durch die Wälder rund um Aue. Dort wurde sogar eine Bundesstraße für die Rennfahrer gesperrt und am Ende hing die Silbermedaille um den Hals unserer Sportlerin. Schneller war an dem Tag nur eine Fahrerin aus Norddeutschland, die sich auf diese Disziplin spezialisiert hat und sonst keine anderen Rennen bestreitet. Natürlich war da auch etwas Enttäuschung bei Messane zu spüren, aber auch sie kann mit auf eine sehr erfolgreiche erste Saisonhälfte zurückblicken – den Vorsprung in der Rad-Bundesliga hat sie sogar ausbauen können – und gleichzeitig stehen große Aufgaben vor der Tür. Schon am kommenden Wochenende geht es zur Nationalmannschaft und nach intensiver Vorbereitung wird sie bei der Bahn-Europameisterschaft in Cottbus starten. Dafür drücken wir alle die Daumen.