Der Herbst beginnt, die Erfolge bleiben

Der Sommer hat sich so langsam dem Herbst geschlagen geben müssen, die kühleren Temperaturen ergeben ganz andere Bedingungen für das Training, aber für die Radsportler geht es noch einmal hoch her. Anfang September stand in Erfurt die Europameisterschaft im Derny statt und Messane Bräutigam reiste dort als aktuelle Deutsche Meisterin an. Ein großes Spektakel auf dem 250 Meter langen Oval vor mehr als 2000 Zuschauern und beim Zielsprint entschieden nur Zentimeter über den Titel und die Platzierung dahinter. Messane hatte hier nach 30 Kilometern mit fast 60 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit leider das Nachsehen und nachdem sie gemeinsam mit ihrer deutschen Kollegin Reißner das Rennen dominiert hatte, musste sie sich knapp geschlagen geben. Dennoch war es eine tolle Erfahrung vor der großen Kulisse und eine gute Vorbereitung auf die kommende Weltmeisterschaft der Elite in Chile, bei der sie als jüngste unter den Teilnehmerinnen an den Start gehen wird.

Für die jüngeren Jahrgänge stand am vergangenen Wochenende der letzte Höhepunkt der Saison in Büttgen an. Auf der dortigen Radrennbahn fuhr Linus Sturm um die Deutsche Meisterschaften im Omnium und im Madison und die gezielte Vorbereitung machte sich bezahlt. Schon am ersten Tag holte er im Omnium, einem Wettbewerb bestehend aus 4 Teildisziplinen, Punkt um Punkt und im abschließenden Punktefahren schob er sich immer weiter an den bis dato Führenden heran. Der aber konnte noch einmal kontern und Linus musste sich zwar geschlagen geben, aber freute sich natürlich über den 2. Platz. Bei der Siegerehrung erklang dann die Nationalhymne und diesen Moment will ein Sportler auch immer wieder erleben. Die Motivation für den folgenden Tag war also enorm hoch und im Madison gelang Linus zusammen mit seinem Partner aus Queidersbach noch einmal eine tolle Leistung gekrönt mit dem 3. Platz. Also ging es noch einmal zu Siegerehrung und vor allem mit einem tollen Gefühl nach Hause und in eine kurze Pause, bevor es mit den ersten Crossrennen weitergeht.

Für die Rennfahrer des RSV geht es also auch in diesem Jahr ins Gelände und hinter den Kulissen wird alles für das Radsportwochenende im November vorbereitet. Das Gravel-Rennen soll seine 3. Auflage erleben und es wird integriert die Landesverbandsmeisterschaft ausgetragen. Ein wichtiger Schritt hin zur Etablierung dieser beliebten Radsportdisziplin. Auch beim Cyclocross wird es bei der mittlerweile 11. Auflage wieder heiße Rennen rund um den Wiesenweg geben.

Gleich zwei Europameistertitel für die Radsportler

… und sie hat schon wieder zugeschlagen! Nur wenige Tage nach den Erfolgen bei den Deutschen Meisterschaften in Dudenhofen wurde für Messane Bräutigam wieder die Nationalhymne gespielt. Dieses Mal erklang sie in Anadia (Portugal) anlässlich der Europameisterschaft auf der Bahn. Messane startete dort beim Scratch, bei dem die Wertung wie beim Straßenrennen erfolgt. Allerdings ist die Positionierung im Feld nicht so einfach und so musste unsere junge Fahrerin immer auf der Hut sein und viel “mit Auge” fahren. Kurz vor dem Ende war es dann doch passiert und sie war im Pulk eingebaut. Mit der notwendigen Ruhe wartete sie auf die Chance, eine Tür ging auf und mit einem fulminanten Schlusssprint fegte sie an allen Konkurrentinnen vorbei über den Zielstrich und hinein in das Trikot der Europameisterin. Was für eine tolle Leistung und das sollte es ja auch noch nicht gewesen sein. In den folgenden Tagen stand noch die Mannschaftsverfolgung an. Dabei bestreiten die 4 SportlerInnen exakt 4 Kilometer und da diese Disziplin im Programm der Olympischen Spiele enthalten ist, wird ihr in Deutschland große Beachtung geschenkt. Das ist allerdings in Großbritannien auch so und daher lief der Wettbewerb auf den Zweikampf zwischen den Deutschen und den Fahrerinnen von der Insel hinaus. Im Finale lagen beide lange gleichauf, aber zum Ende hin hatten die Britinnen die größeren Kraftreserven und konnten sich hauchdünn durchsetzen. Damit erhielt Messane eine Silbermedaille, aber ihre Gedanken waren da schon bei der Erholung für die kommenden Tage. Das Omnium, ein Wettbewerb bestehend aus 4 Teilrennen, lief wie eine Achterbahn und mit etwas mehr Glück hätte es anstelle des 4. Platzes auch für das Podium reichen können. Der Höhepunkt folgte dann am letzten Tag der Europameisterschaften: Das Madison-Rennen – die absolute Lieblingsdisziplin von Messane – stand an. An den Start ging sie gemeinsam mit Fabienne Jährig aus Berlin und das zum ersten Mal. Zu Beginn merkte man den beiden auch an, dass sie im Gegensatz zu den Konkurrentinnen kein eingespieltes Team sind. Es sah gar nicht gut aus, aber dann setzte Messane knapp 30 Runden vor Schluss die eine Attacke. Sie konnte schnell einen großen Vorsprung zwischen sich und das Feld bringen und auch Fabienne konnte den Abstand vergrößern. Kurz vor Schluss schafften sie es, das gesamte Feld zu überrunden und damit stand ihr Sieg fest. Was für eine großartige Überraschung und was für strahlende Siegerinnen.

Aber der RSV hatte auch noch einen zweiten Starter mit in Anadia. Vor 2 Jahren aus der Ukraine geflüchtet, hatte sich Andrii Mechnikow Ende des letzten Jahres dem Verein angeschlossen. Als Schüler am Sportgymnasium in Kaiserslautern kann er auch in Deutschland seinem Sport nachgehen und auch wenn es hier bei den Rennen auf der Straße noch nicht so richtig rund läuft, wurde er von seinem Nationaltrainer für die EM nominiert. Im Punktefahren lag er zwischenzeitlich sogar in Führung, aber dort ging ihm die Kraft aus und er fiel zurück. Im Madison konnte er mit seinem Partner den 8. Platz erreichen. Bei der Mannschaftsverfolgung dann eine Enttäuschung für das Team aus der Ukraine, denn einer der Sportler rutschte aus dem Pedal, sodass der Lauf abgebrochen werden musste und die blau-gelben ohne Ergebnis blieben. Andrii hat dann im kommenden Jahr noch einmal die Chance als Junior an den Meisterschaften teilnehmen.

Und auch in der Südpfalz gab es große Radsportveranstaltungen, denn die Südpfalztour erlebte ihre 26. Austragung in Roschbach. Mit dabei Linus Sturm vom RSV, der sich in diesem Jahr mit starker Konkurrenz zu messen hatte. Über 3 Tage mit 4 Wettbewerben erstreckte sich die Rundfahrt und jede Platzierung zählt, da im Gegensatz zu den Rundfahrten bei den Profis das Gesamtklassement nicht nach der gefahrenen Zeit, sondern über ein Punkteschema und die Platzierungen erstellt wird. Linus schaffte es auf allen Teilstücken in die Top 5, immer nur knapp am Podium vorbei und auch in der Schlussabrechnung fehlte ein einziger Punkt zum 3. Platz. Punktgleich mit Platz 3 und 4 musste sich Linus mit dem 5. Platz begnügen.