Auch dieses Jahr erhielt der Freundeskreis e.V. der Burgundfreunde eine Einladung aus Burgund, um mit einer Radsportmannschaft an der Trophée Bourbonnais Charolais teilzunehmen. Zum ersten Mal konnte eine Mannschaft von der RSV Rheinzabern gestellt werden. Weil der Termin letztes Jahr mit dem Radrennen in Rheinzabern kollidierte und der RSV die Jahre zuvor keine eigenen Radsportler hatte, war dankenswerterweise der TSV Neupotz bisher in die Bresche gesprungen.
Da die Burgundrundfahrt eher einer kleinen „Tour de France“ gleicht, waren Radsportler mit großer Leistungsbereitschaft und einem hohen Leistungsniveau gefragt. Die 2-Tage-Rundfahrt der Kategorien 2 und 3, die sich über drei schwere Etappen erstreckte und oberhalb des deutschen B/C-Niveau angesiedelt ist, ist vor allem für talentierte Nachwuchssportler und leistungsstarke Amateure der B-Klasse ein Grundstein für die sportliche Weiterentwicklung.
Als die Mannschaft nach langer Autofahrt Freitag nachmittags in Paray-Le-Monial ankam, galt es erst mal die Beine locker zu fahren und danach das Quartier zu beziehen. Samstag vormittags bereiteten sich dann die Radsportler für die große Teampräsentation und das Rennen vor. Schon auf dem Parkplatz des Hotels erkannten die Sportler, was auf sie zukommen sollte. Die konkurrierenden Teams waren sehr professionell ausgestattet. Die Teamfahrzeuge waren in den jeweiligen Farben und Bildern der Radsportler lackiert. Als das Team aus Monaco gar mit einem Jaguar als Teamfahrzeug daher kam, bekam man die Kinnlade gar nicht mehr zu.

Teampräsentation und erste Etappe
Nichtsdestotrotz ging es gut gelaunt zum Start. Bei der vorausgehenden Teampräsentation spürte man erneut die große Professionalität der Rundfahrt. Alles perfekt abgesperrt und gesäumt von geduldigen Zuschauern, eine große Bühne, Presse und viel Beifall. Man registrierte deutlich, dass Frankreich eine große Radsportnation ist. Was bei uns eher als Belästigung gesehen wird, stößt dort auf großen Beifall. Sei es bei den Autofahrern, Anwohnern oder Zuschauern.
Für Rheinzabern, übrigens die einzige deutsche Mannschaft, waren folgende Fahrer am Start: Alexander Obert (RSV Seerose Friedrichshafen), Burkhard Schlenkrich (Hannoverscher RSC), Nils Bräutigam sowie die beiden Coussins Benjamin Körner (RSC Leimersheim / Team Jäger und Keppel-Wipotec ) und Frank Lammerts. Frank kam ganz kurzfristig als Ersatzfahrer dazu, da ein Fahrer tags zuvor überraschend krank wurde. Dazu gesellten sich Mike Scheibe als Sportlicher Leiter und Josef Wünstel als Betreuer sowie Mandy Bräutigam als Übersetzering und Sohnemann Nepomuk als Spaßmacher. Im weiteren Verlauf hatte es sich noch als wahrer Segen erwiesen, dass Josef sich entschloss, die strapaziöse Anreise auf sich zu nehmen.
Die erste Etappe Marcigny – Digoin war zugleich die Längste. Rund 1200 Höhenmeter verteilten sich auf 120 Kilometer und gefahre wurde ein Schnitt von 41,8 km/h. Gleich nach dem Start ging es in hohem Tempo einen moderaten aber 10 Kilometer langen Anstieg hoch, so dass dieser sich schon als kleiner Scharfrichter für die ganze Tour herausstellte. Aber besonders unsere Jungen waren von Beginn an vorne dabei und zeigten über das ganze Rennen eine klasse Leistung. Auch die vier heftigen Anstiege auf den letzten 30 Kilometern brachten sie nicht in Schwierigkeiten. Und dennoch war es eine freudige Überraschung als Burkhard sich am Ende im Sprint den 6. Platz sicherte. Benjamin kam zeitgleich in der großen Gruppe ins Ziel. Nils und Frank hielten den Abstand in einer Verfolgergruppe in Grenzen und platzierten sich im Mittelfeld.
2. Etappe: L’Hopital le Mercier – Paray-Le-Monial
Zunächst ging es am Sonntagmorgen zum Startort, wo wieder eine Präsentation eingerahmt von zwei jungen Damen auf die Radsportler wartete. So manches Team stand gar nur noch mit drei Fahrern bereit. Der RSV war noch zu viert, vermisste aber Alexander, der auf der ersten Etappe das Zeitlimit nicht einhalten konnte. Dafür stand die Miss Saone et Loire zusammen mit der Miss Burgund neben den Radsportlern. Alexander haderte nicht lange mit seinem Schicksal und hatte sofort den Schalter „von Helfer im Feld“ zu „Betreuer“ umgeklappt und somit alle vor, bei und nach dem Rennen bestens versorgt. Dafür nochmals vielen Dank!
Vom Start weg schlug das Feld ein hohes Tempo an und vor allem an den Anstiegen bildete sich ein langgestrecktes Feld. Als Nils und Frank durch einen Sturz aufgehalten wurden, kamen sie in die Defensive. Bei dem sehr hohen Tempo war es schwierig wieder zum Hauptfeld aufzuschließen und so kamen sie in einer der abgeschlagenen Gruppen ins Ziel. Bei einem Schnitt von 43,4 km/h über 55 Kilometer und 520 Höhenmeter spürten die „älteren“ Fahrer die fehlende Regeneration. Derweil war vorne das spannende Finale im Gange, bei dem sich Benjamin und Burkhard gut in Szene setzen konnten. Burkhard sprintete auf der leicht ansteigenden Zielanfahrt erneut auf den 6. Platz und sicherte sich damit seinen 6. Gesamtrang. Benjamin kam mit wenigen Sekunden Rückstand im Feld ins Ziel.
3. Etappe: Bourbon-Lancy – Guegnon
Nach kurzer Ruhephase, einem hektischen Mittagessen und einer Autofahrt stand das Team schon wieder auf der Bühne und anschließend an der Startlinie. Zu Beginn war Nils gleich nach dem Start an der Spitze des Feldes zu sehen, dann Burkhard und Benjamin. Man wollte verhindern, dass sich gleich eine Gruppe ohne Burkhard vom Feld absetzen konnte. Dank dem hohen Schnitt von 42,5 km/h über 81 Kilometer und 680 Höhenmeter wurde das Rennen für viele angeschlagene Sportler zum Ausscheidungsfahren. Wiederum hielten sich die Jungen sehr gut an der Spitze des Feldes. Dabei gab Benjamin Burkhard Rückendeckung. Und doch hatte Benjamin Körner am Ende der dritten Etappe noch genug Körner übrig für einen sehr guten Sprint auf den 13. Platz. Burkhard kam auf Platz 18 und sicherte sich damit seinen hervorragenden 6. Platz in der Gesamtwertung. Frank verlor einiges an Zeit und kam in einer kleinen hinteren Gruppe an. Er konnte sich aber noch vor dem Besenwagen ins Ziel retten. Nils beendete das Rennen vor den beiden Schlussrunden und versorgte die Fahrer nach der Zieldurchfahrt.
Am Ende hatte man also überraschend erfolgreich abgeschlossen. Mit dem 6. Platz von Burkhard Schlenkrich war Rheinzabern deutlich in die Top-Ten gefahren. Auch Benjamin Körner war mit nur wenig Zeitabstand im vorderen Drittel zu finden. Da Frank Lammerts als dritter Fahrer in die Gesamtwertung fuhr, kam man noch in die Mannschaftswertung. Das Ergebnis sorgte für positiven Wirbel bei den Organisatoren und unseren Freunden von der Städtepartnerschaft.

Emotionen
Es war eine sehr ausgelassene Stimmung unter den Sportlern. Die Gruppe harmonierte trotz des Altersunterschiedes wunderbar und es wurde sehr viel und herzhaft gelacht. Doch eine so schwere Herausforderung nimmt auch gestandene Radsportler mit. Da war manch einer um die Sonnenbrille froh, als die überwältigende Stimmung bei der Präsentation das Auge feucht werden ließ. Oder die große Enttäuschung, wenn Fahrer vom Besenwagen aus dem Rennen genommen wurden. Und so mancher saß nach der Zieleinfahrt einfach vor Anstrengung erschöpft am Straßenrand. Hier waren alle Josef Wünstel dankbar, der als Erster die unterschiedlichen Emotionen der Sportler bei der Zieleinfahrt auffing. Mit seiner aufmunternden Art konnten diese dann auch schnell wieder lächeln.
Ausdrücklich bedanken möchte sich der RSV Rheinzabern bei dem Freundeskreis Burgund mit dem Vorsitzenden Bernd Ohnemüller für die Gesamtorganisation und Delegationsleitung, der Jumelage vor Ort für die Gastfreundschaft, den Begleitpersonen Mandy Bräutigam, Josef Wünstel und Mike Scheibe für die Betreuung, dem Veranstalter TBCO für die sportliche Organisation, den Sportlern für die exzellenten Leistungen und nicht zuletzt bei der Gemeinde Rheinzabern für die finanzielle Unterstützung.
Insgesamt ein schönes und sportlich erfolgreiches Wochenende im Nachbarland und die Rennfahrer freuen sich schon auf die Wiederholung.

